Und sogar mit etwas Tamil 

„Mir brennt’s Züngle!“ oder „Himmel, ist das heiß!“ – Dinge, die man nach einem Aufenthalt in Sri Lanka definitiv nicht mehr von sich geben wird! Wenn man sich drei Monate lang bei 35 Grad teils in langer Hose unvorstellbar scharfes Essen aus Palmblättern mit der Hand in den Mund schiebt, bringt einen so schnell nichts mehr aus der Fassung. Und trotz aller abschreckenden Wirkung dieser Beschreibung Sri Lankas: Ist man erst vor Ort, gewöhnt man sich ans Schwitzen, schmeckt das Essen, und man schaufelt den Reis nur so in sich hinein. Und das ist nur ein Bruchteil dessen, was Sri Lanka ausmacht, wenn ich mir das leckere Seafood, die endlosen Verhandlungen mit den Tuk-Tuk-Fahrern, die traumhaften Strände und die saftig grünen Highlands vor Augen führe.

Bei solcher Schönheit vergisst man schnell, dass hier bis 2009 dreißig Jahre lang ein brutaler Bürgerkrieg geführt wurde, dessen Auswirkungen auch heute noch, für Touristen meist verborgen, zu sehen und zu spüren sind. Und hier kommt VAROD ins Spiel, ein von den Claretinern ins Leben gerufenes Projekt zur Betreuung von geistig behinderten Menschen und zur Reintegration von Bürgerkriegsversehrten, mein Zuhause im Sommer 2016.

Um ehrlich zu sein, kann ich das Erlebte, Gelernte und Gefühlte gar nicht alles niederschreiben, da mir sonst die Finger ab- und den Lesern die Augen zufallen würden, aber ich werde mein Bestes geben, es kurz und bündig zusammenzufassen.

Mark Sri LankaIch denke, wie man an diesem innerhalb der ersten halben Stunde entstandenen Bild sehen kann, war jede Furcht oder Nervosität vor meiner Ankunft verschwendet, da ich mir keinen herzlicheren Empfang hätte vorstellen können. Dreißig geistig behinderte Jungen leben im sogenannten Boys’ Home, und mit ihnen teilt man Freud und Leid, Arbeit und Freizeit und vor allem viele tolle Momente. Aus diesem Grund war mir auch relativ schnell klar, dass ich die meiste Zeit in diesem Teil des Projekts verbringen würde, obwohl es noch ein Girls’ Home mit vierzig nicht weniger liebenswerten Mädchen und ein Life Center mit körperlich vom Krieg gezeichneten Menschen gibt.

Natürlich gab es auf Grund bruchstückhafter und nicht vorhandener Englischkenntnisse bei Personal und Kindern zu Beginn Kommunikationsschwierigkeiten, doch mit der Zeit lernt man, sich mit Händen und Füßen und sogar mit etwas Tamil zu verständigen. Je mehr man im Anschluss in das dortige Leben eintaucht, desto mehr vergisst man, dass man aus einer fremden Kultur kommt, nicht zuletzt, weil einem stets das Gefühl vermittelt wird, schon immer dazuzugehören. Und so stand ich problemlos um 5.15 Uhr morgens auf, um die Kinder für die Schule fertig zu machen, nahm an täglichen Gebeten und Gottesdiensten teil und übte, während die Kinder vormittags ihren Unterricht erhielten, mit einem an der linken Körperhälfte gelähmten Mann das Gehen.

Nachmittags standen (Gott sei Dank) zunächst ein Mittagsschlaf, anschließend Gartenarbeit, Sport, Gebete und Gottesdienste und schließ­lich das Abendessen auf dem Programm. Aufgrund der stetigen Verbesserung der Gehfähigkeit meines Patienten blieben mit der Zeit sogar zusätzliche Minuten übrig, um mit einem jungen Angestellten Englisch zu lernen.

Mark Gruppenbild Sri Lanka 

Am Wochenende wiederum wurde in der freien Zeit gemalt, getanzt, auf der projekteigenen Farm gearbeitet, oder es ging hinaus in die bunte weite Welt Sri Lankas zu Seen, Spielplätzen und Hindutempeln.

So sehr mich die Sehnsucht nach dieser Zeit packt, wenn ich die Bilder betrachte, so sehr muss man sich jedoch vor Ort immer wieder klar machen, dass man sich in einem fremden Land mit einer sich von der deutschen sehr unterscheidenden Kultur befindet. So muss beispielsweise mit nervenaufreibenden Wartezeiten und auch mit Kommunikationsproblemen gerechnet werden.

Was auch sehr schön war: Ein Pater öffnete mir auch gern die Türe zu seinem Zuhause, damit ich seine Freunde und Angehörigen kennenlernen konnte, was wohl mit Abstand die beste Art ist, ein Land, seine Bewohner und ihre Kultur kennenzulernen. Und so kann ich im Nachhinein einfach nur froh sein, den Schritt bzw. Flug nach Sri Lanka gewagt zu haben, um mit so zahlreichen wundervollen Erinnerungen und Freundschaften belohnt zu werden. Nandri!

Mark

Mark mit Kind Huckepack Sri Lanka

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